THE PENCIL OF NATURE

2017

Meine Serie von Naturselbstdrucken übernimmt den Titel der Publikation, mit der William Henry Fox Talbot 1844 bis 1846 sein fotografisches Verfahren vorstellte: The Pencil of Nature. Ausgangspunkt für die Naturselbstdrucke sind Talbots botanische Fotogramme: für seine Experimente zur Fixierung von Lichteinfall auf Papier verwendete Talbot Pflanzen, die er mit Glasplatten auf das präparierte Papier presste und dem Sonnenlicht aussetzte, um ihr Abbild als negative Schattenrisse anschließend durch Anhalten der photochemischen Reaktion zu fixieren.

Diese „Geburt der Fotografie aus dem Geiste der Botanik“ verbinde ich mit dem Naturselbstdruck, einer zeitgleich zu Talbots Versuchen Mitte des 19. Jahrhunderts in Wien perfektionierten Technik. Wie das Fotogramm basiert auch der Naturselbstdruck auf einer direkten Berührung: Ausgehend von einem Abdruck des zu druckenden Gegenstands in Blei wird über zweimalige galvanoplastische Abformung eine Kupfertiefdruckplatte erzeugt, die originalgetreue Bilder nicht nur der sondern auch durch die Natur liefert. Somit ähnelt der Naturselbstdruck dem Fotogramm nicht nur visuell, sondern auch in produktionstechnischer Hinsicht: da wie dort ist es die physische Berührung, die das Bild erzeugt.
Die Auswahl der Pflanzen für THE PENCIL OF NATURE treibt diese Analogie weiter: es handelt sich dabei um Exemplare derselben Pflanzenarten, die Talbot fast zweihundert Jahre zuvor für seine botanischen Fotogramme verwendet hat. 

Durch diese Verbindung des Naturselbstdrucks mit der frühen Fotografie führt THE PENCIL OF NATURE im Zeitalter der omnipräsenten digitalen Fotografie zurück zu ihren haptischen Ursprüngen.