CONCEPTUS
2014
Guckkasten-Schattentheater für die Vitrine am Fundort der Venus von Willendorf
CONCEPTUS (lateinisch für: Empfängnis, nachklassisch: Leibesfrucht, spätlateinisch:
Gedanke, Vorstellung) entstand für die Vitrine am Fundort der Venus von Willendorf, wo die 27.000 Jahre alte Statuette zum hundertsten Jahrestag ihrer Entdeckung nochmals ausgestellt wurde.
CONCEPTUS besteht aus einem Guckkasten mit zwei Schattenrissen: die Silhouette links wirft ein 1:1 Abguss der Venus, den Schatten rechts das lebensgroße Modell eines vier Monate alten Fötus. Die Gegenüberstellung der als Fruchtbarkeitsgöttin gehandelten Venus mit dem Modell des Fötus thematisiert nichts weniger als das Wunder des Lebens. Sowohl die Frauenfigur als auch das Modell sind Ausdruck der Beschäftigung des Menschen mit seiner Herkunft. Die damit verbundenen Fragen reichen vom Kultisch-Religiösen bis zur forschenden Wissenschaft. In der Altsteinzeit stand die gebärende Frau im Zentrum der existenziell menschlichen Frage nach dem Woher. Jahrtausende später steht das Anatomiemodell für das naturwissenschaftliche Weltbild der Neuzeit, das derselben Frage u.a. mit der Erforschung der Fortpflanzung begegnet.
Der Titel führt beide Momente zusammen: der lateinische Begriff CONCEPTUS bedeutet ursprünglich „Empfängnis“, in der Folge bezeichnet er aber auch die „Leibesfrucht“ selbst sowie den Gedanken oder die Vorstellung.